Die andere Institution – über Kritik und Emanzipation
Seminar Architekturkritik (052-0816-21)
Veranstalter: Professur Stalder
Dozierende: Antje Stahl und Vera Sacchetti
Zeit: Freitags 15:45-17:30 Uhr
Ort: Zoom
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Bibliografie
In der Bildenden Kunst gehört es seit den ausgehenden 1960er Jahren gewissermassen zum guten Ton, dass KünstlerInnen die Institutionen, die ihnen gewidmet sind, unter Beschuss nehmen.
Berühmt wurde etwa Hans Haackes “MoMA Poll” aus dem Jahr 1970, für die er die Besucher des Museum of Modern Art darüber abstimmen ließ, ob sie Nelson Rockefeller wieder zum Gouverneur des Staates New York wählen würden, obwohl er den Vietnamkrieg befürwortete. Die Rockefellers gehörten zu den Gründungsmitgliedern des MoMA und seinerzeit zum MoMA-Board, also jenem Personenkreis, die über die künstlerische Ausrichtung der Institution mitentschieden. Kurz nach der Eröffnung von Haackes Ausstellung forderte er deshalb auch, diese sofort einzustellen. Aber die “Freiheit der Kunst” setzte sich Dank des damaligen Museumsdirektors John Hightower durch – und damit war die sogenannte “Institutionskritik” geboren, die bis heute die Bedingungen der Kunstproduktion und damit auch die Kunst selbst zum Gegenstand der Analyse erhebt.
Für das bevorstehende akademische Jahr 2021 werden wir uns diese “Institutionskritik” zum Vorbild nehmen und sie im Seminar “Architekturkritik” studieren und gemeinsam erproben.
Steckt die Architektur nicht in einer Krise? Dafür sprechen jedenfalls nicht nur die Umweltschützer, die um Einhalt beim Einsatz von Ressourcen im Bauwesen flehen und den “Entwurf am Reissbrett” wie eine Art Verbrechen aussehen lassen. Immer lauter wird auch die Kritik an den sozialen Machtverhältnissen, die die tradierte Architekturpraxis nach wie vor zu generieren scheint.
Fragen wie: Wer baut für wen? Unter welchen Konditionen? Und mit welchen Mitteln? stehen im Zentrum gesellschaftlicher Debatten, die vor den Türen einer Hochschule nicht halt machen. Auch wenn die Produktionsbedingungen von Architektur sich hier oft in einem “fiktiven” Rahmen abspielen, können diese den Status quo wie unter einem Brennglas verschärfen oder sprengen. In den vergangenen Jahren wurde die akademische Lehre schliesslich auch am D-Arch und gta der ETH Zürich zunehmend auf den Prüfstand gestellt: Welcher historische Kanon wird vermittelt? Welcher Arbeitseinsatz erwartet? Wieso sind ProfessorInnen und Studierende so wenig divers? Wie können die von der öffentlichen Hand geförderten Projekte möglichst vielen dienen? Die akademische Lehre und die Strukturen, in denen sie stattfindet (wie der Hochschulcampus), bieten die idealen Voraussetzungen für eine Institutionskritik in praxi und in situ.
Das Seminar “Die andere Institution: Über Kritik und Emanzipation” ist auf zwei Semester ausgelegt.
Im Frühjahr 2021 werden wir ausgewählte Beispiele der Institutionskritik studieren wie sie in der Bildenden Kunst (etwa durch Hans Haacke), aber auch in der Architektur praktiziert werden. Ziel dieser Lehre ist es, eine gewisse Methodik der Kritik zu vermitteln und den Studierenden Werkzeuge an die Hand zu geben, wie Missstände aufzudecken sind und unter Umständen eine andere Institution eingefordert werden kann. In einem zweiten Schritt werden wir dann die spezifischen Problemfelder festlegen – und mittels klassischer journalistischer Formate wie Interviews, Archiv-Recherchen, Porträts und anderen Darstellungsformen aufarbeiten.
Freitag, den 26. Februar
Einführung
via Zoom
Meeting ID: 811 5196 2202
Passcode: 763251
Semesterplan
Jörg Heiser "Kann die Kunst sich das leisten?", Republik, 2019
Antje Stahl
Veranstalter: Professur Stalder
Dozierende: Antje Stahl und Vera Sacchetti
Zeit: Freitags 15:45-17:30 Uhr
Ort: Zoom
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Bibliografie

In der Bildenden Kunst gehört es seit den ausgehenden 1960er Jahren gewissermassen zum guten Ton, dass KünstlerInnen die Institutionen, die ihnen gewidmet sind, unter Beschuss nehmen.
Berühmt wurde etwa Hans Haackes “MoMA Poll” aus dem Jahr 1970, für die er die Besucher des Museum of Modern Art darüber abstimmen ließ, ob sie Nelson Rockefeller wieder zum Gouverneur des Staates New York wählen würden, obwohl er den Vietnamkrieg befürwortete. Die Rockefellers gehörten zu den Gründungsmitgliedern des MoMA und seinerzeit zum MoMA-Board, also jenem Personenkreis, die über die künstlerische Ausrichtung der Institution mitentschieden. Kurz nach der Eröffnung von Haackes Ausstellung forderte er deshalb auch, diese sofort einzustellen. Aber die “Freiheit der Kunst” setzte sich Dank des damaligen Museumsdirektors John Hightower durch – und damit war die sogenannte “Institutionskritik” geboren, die bis heute die Bedingungen der Kunstproduktion und damit auch die Kunst selbst zum Gegenstand der Analyse erhebt.
Für das bevorstehende akademische Jahr 2021 werden wir uns diese “Institutionskritik” zum Vorbild nehmen und sie im Seminar “Architekturkritik” studieren und gemeinsam erproben.
Steckt die Architektur nicht in einer Krise? Dafür sprechen jedenfalls nicht nur die Umweltschützer, die um Einhalt beim Einsatz von Ressourcen im Bauwesen flehen und den “Entwurf am Reissbrett” wie eine Art Verbrechen aussehen lassen. Immer lauter wird auch die Kritik an den sozialen Machtverhältnissen, die die tradierte Architekturpraxis nach wie vor zu generieren scheint.
Fragen wie: Wer baut für wen? Unter welchen Konditionen? Und mit welchen Mitteln? stehen im Zentrum gesellschaftlicher Debatten, die vor den Türen einer Hochschule nicht halt machen. Auch wenn die Produktionsbedingungen von Architektur sich hier oft in einem “fiktiven” Rahmen abspielen, können diese den Status quo wie unter einem Brennglas verschärfen oder sprengen. In den vergangenen Jahren wurde die akademische Lehre schliesslich auch am D-Arch und gta der ETH Zürich zunehmend auf den Prüfstand gestellt: Welcher historische Kanon wird vermittelt? Welcher Arbeitseinsatz erwartet? Wieso sind ProfessorInnen und Studierende so wenig divers? Wie können die von der öffentlichen Hand geförderten Projekte möglichst vielen dienen? Die akademische Lehre und die Strukturen, in denen sie stattfindet (wie der Hochschulcampus), bieten die idealen Voraussetzungen für eine Institutionskritik in praxi und in situ.
Das Seminar “Die andere Institution: Über Kritik und Emanzipation” ist auf zwei Semester ausgelegt.
Im Frühjahr 2021 werden wir ausgewählte Beispiele der Institutionskritik studieren wie sie in der Bildenden Kunst (etwa durch Hans Haacke), aber auch in der Architektur praktiziert werden. Ziel dieser Lehre ist es, eine gewisse Methodik der Kritik zu vermitteln und den Studierenden Werkzeuge an die Hand zu geben, wie Missstände aufzudecken sind und unter Umständen eine andere Institution eingefordert werden kann. In einem zweiten Schritt werden wir dann die spezifischen Problemfelder festlegen – und mittels klassischer journalistischer Formate wie Interviews, Archiv-Recherchen, Porträts und anderen Darstellungsformen aufarbeiten.
Freitag, den 26. Februar
Einführung
via Zoom
Meeting ID: 811 5196 2202
Passcode: 763251
Semesterplan

Jörg Heiser "Kann die Kunst sich das leisten?", Republik, 2019
Kontakt
Antje Stahl