Die Grenzen der Landschaft. Pierre Zoellys Müllverbrennungsanlage KEZO im Zürcher Oberland, 1961-76

Vertiefungsarbeit, Jan Schweizer, 2023

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Der Schweizer und US-amerikanische Architekt Pierre Zoelly (1923–2003) entwickelte in einem stufenweisen Verfahren die Müllverbrennungsanlage KEZO (Zweckverband Zürcher Oberland) in Hinwil, gemeinsam mit den Ingenieuren der Toscano-Bernardi Frey AG. Die Gründung der KEZO durch Gemeinden des Zürcher Oberlands stellte eine Reaktion auf das explosive Anwachsen der Müllproduktion dar. Der Müll, der in Form häufig «wilder» Mülldeponien inmitten der Landschaft auftauchte, war zunehmend zum Störfaktor geworden, den man durch eine zentralisierte «Vernichtung» des Mülls beseitigen wollte.

In dieser Vertiefungsarbeit wird anhand des Fallbeispiels der KEZO eine Doppelfunktion von Müllverbrennungsanlagen untersucht: das Verschwindenlassen des Mülls aus der Landschaft und seine Verschwendung im Feuer zur Produktion von Energie. Es soll eine Bewegung von aussen nach innen vollzogen werden, denn so lassen sich die komplexen systemischen Beziehungen von Landschaft, Architektur und den inneren Prozessen begreifen. Zunächst werden anhand der einzelnen Entwicklungsstufen der KEZO die historischen Gründe für die Errichtung der Müllverbrennungsanlage betrachtet. In einer Analyse des Entwurfs von Pierre Zoelly wird aufgezeigt, dass es die Ambition des Architekten war, durch die äußere Gestalt der Müllverbrennungsanlage deren Doppelfunktion zum Ausdruck zu bringen. Die gut geplante räumliche Organisation steigerte zudem die Performanz des maschinellen Prozesses. Die KEZO stellte nicht nur ein «Müllkraftwerk» dar, sondern sie wurde zur «Produktionsstätte» von Landschaft, indem die Müllverbrennung deren Regulierung bewirkte. Ein ganzheitliches Verständnis von KEZO soll dazu dienen, die Müllverbrennung als Inbegriff der linearen Wirtschaftslogik des Konsumismus zu kritisieren.


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