Der Glasraum - ein architektonisches Experiment

Vertiefungsarbeit, Tim Vogel, 2021

Vergrösserte Ansicht: Ausgangsbereich Glasraum, Werkbundausstellung Stuttgart, 1927
Ausgangsbereich Glasraum, Werkbundausstellung Stuttgart, 1927

Kommerzielle Ausstellungen boten ArchitektInnen der Moderne die ideale Gelegenheit, architektonische Ideen unter Laborbedingungen zu prüfen und darauf in ihr gebautes Werk zu übersetzen. Für meine Vertiefungsarbeit untersuche ich diese These an einem konkreten Beispiel: Dem Glasraum, ein von Lilly Reich und Mies van der Rohe gestalteter Ausstellungsstand für den Verein Deutscher Spiegelglasfabriken auf der Werkbundausstellung 1927 in Stuttgart. Für seine allgemeine Bedeutung gibt es vor allem zwei Gründe. Zum einen hat Mies im Glasraum erstmals sein viel zitiertes Konzept des ‚fliessenden Raumes’ realisiert. Zum anderen stand dieser für einen neuartigen Ausstellungsstil, der den Ausstellungsgegenstand ‚Kristallspiegelglas’ und eine bestimmte Raumvorstellung zur ganzheitlichen Installation vereinte. Die installative Inszenierung des Materials stellte die Ausstellungsarchitektur und die BesucherIn, die als RezipientIn und AkteurIn eine Doppelrolle einnahm, in ein komplexes Wechselverhältnis. Diesem Wechselverhältnis gehe ich in meiner Arbeit nach. Mein Ziel ist es darzulegen, dass die Partizipation der BesucherIn als konstruktives Element des Glasraumes vorausgesetzt und seine atmosphärische Qualität erst durch die Aktionen und Wechselwirkungen der beteiligten BesucherInnen hervorgerufen wurde. Die Gesamtheit dieser Wechselwirkungen fasse ich unter dem Begriff des ‚performativen Raumes‘ zusammen, als der sich der Glasraum offenbarte. Schliesslich lege ich an der Villa Tugendhat dar, wie das unter- suchte Wechselverhältnis zwischen BesucherIn und Ausstellungsarchitektur Eingang in das gebaute Werk des Architekten fand.

 


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