Die Geographie der Architektur und der «Weg zur Moderne» - Juraj Neidhardts Regionalismus im frühen sozialistischen Jugoslawien

Die Dissertation untersucht die regionalistischen konzeptionellen und gestalterischen Bauvorhaben der Architektur, die die territoriale Entwicklung des modernen Staates nach dem Zweiten Weltkrieg in Frage stellten, untermauerten und naturalisierten. Sie tut dies, indem sie die Geschichte des Buches Architecture of Bosnia and the Way to Modernity erzählt, das ab 1949 von den modernistischen Architekten Dušan Grabrijan (1899-1952) und Juraj Neidhardt (1901-1979) geschrieben und entworfen und 1957 im sozialistischen Jugoslawien veröffentlicht wurde.

Durch eine eingehende Untersuchung der Form des Buches, des Austauschs zwischen den Autoren und ihrer prägenden Erfahrungen in der Zwischenkriegszeit (in Ljubljana, Sarajewo, Wien, Berlin und Paris), ihrer Neigung zu ethnografischen Forschungen und der Korrelation des Buches mit Juraj Neidhardts reicher Entwurfs- und Planungspraxis zeigt diese Studie das Ringen um die Etablierung und Aufrechterhaltung des regionalistischen konzeptionellen Rahmens, um die Handlungsfähigkeit der modernen Architektur in der Welt zu rechtfertigen.
Während das Buch die geografisch-historische Region und das Territorium durch seine komplexen und aufschlussreichen redaktionellen Strategien erfolgreich zusammenführte, blieben Neidhardts akribische regionalistische Entwurfs- und Planungsbemühungen, hin- und hergerissen zwischen ihrem Willen, die regionale Integration zu erreichen, und ihrer funktionalen Rolle in der hastigen und kompromisslosen staatlich kontrollierten Industrialisierung.

Dieser problematische Dualismus war integraler Bestandteil der grundlegenden Prämisse von Architecture of Bosnia: dass die Architektur untrennbar mit ihrer Umgebung verbunden ist. Das Buch übernahm dieses Problem, indem es sich auf die humangeographische Konzeption des «Milieus» stützte, die die Verschmelzung von Mensch und Umwelt bezeichnete. So wie die Humangeographen strikt zwischen ihrer regionalen und territorialen Arbeit (oder, mit anderen Worten, ihren ethnographischen Forschungen und deren Instrumentalisierung für die politisch-ökonomischen Interessen der Nationalstaaten) unterschieden, so wahrte die Architektur Bosniens eine Distanz zwischen der regionalen Integration von Neidhardts Entwürfen und der wirtschaftlichen Funktion seiner Pläne.